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WIE LÖSE ICH TRAUMATA AUF

Aktualisiert: 17. Nov. 2023



SCHATTENARBEIT


Was bedeutet Schattenarbeit eigentlich wirklich? Die Schatten aus seiner Vergangenheit ansehen. Jeder behauptet, wenn er ein Kind bekommt, es anders als seine Eltern machen zu wollen. In den Kern dieser Aussage zu fühlen, das Gespräch ersuchen, sich den Schatten stellen, sie ansehen, aushalten, ausdiskutieren, erfragen, ersuchen, das tut weh. Diesen Weg gehen Wenige. Er erfordert großen Mut und steht immer in der Verlustangst der Liebe zu den Menschen, die einem das Leben geschenkt haben. Es kann beängstigend sein, sich fremd und kalt anfühlen, schreckliche Dinge über die eigenen Geschwister, Eltern, ihre Eltern, also unsere Großeltern oder deren Vergangenheit zu erfahren. Schatten verfolgen uns. Sie dringen durch Generationen. Sie schattieren Beziehungen. Sie machen Gespräche unecht. Schwer. Es entsteht eine unausgesprochene Distanz. Weil nichts verblasst. Schweigen ersetzt nicht das Wort. Es bohrt Lücken, Löcher, Hohlräume in Beziehungen. Wer schweigt, gibt die Verantwortung ab. Wer schweigt, sagt, das ist nicht mein Problem. Wer schweigt, der drückt den Schmerz in Ecken, in denen er oft in Form von anderen Krankheiten wiederkehrt. Glaubhaft erträglicher ist. Migräne, Rheuma, Todesangst, Panikattacken. Alles verschobener Schmerz. Unausgesprochene Worte.


Schatten sind: Ãœbergriffe, Kriegstrauma und andere nicht aufgearbeitete / traumatische Ereignisse.


ANGST VOR


Verlustangst. Angst vor Strafe. Angst vor Liebesentzug. Angst vor Schuld. Verleugnung.

Die Angst ist oft größer als die Realität. Uns quälen Fragen über Fragen. Was wird passieren? Was macht es mit unserem Verhältnis? Werden meine Eltern mich noch lieben? Wie kann ich es ansprechen? Was passiert danach? Wie wird sich Gewohntes anfühlen? Werde ich aus der Familiengemeinschaft ausgeschlossen?Wird mir nicht geglaubt? Dagegen steht: Was, wenn man weiter schweigt. Folgsam, die Schatten schützt, weil man nicht verlieren mag, was man denkt zu haben. Familie. Was, wenn man die, die man liebt schützen will. Beschützen vor ihrem eigenen Urteil. Ihrer Trauer. Ihrem inneren Feind.


So ziehen sich die Schatten mit den Jahren und werden wie ein Laufstab weiter in die nächste Runde der Familie gegeben. Bis irgendwer gelähmt vor dem Scherbenhaufen steht und sich fragt: Wie gehe ich das hier eigentlich an? Welcher Besen kann das wegkehren? Wie soll ich das nur in Worte fassen? Und dann diese Ohnmacht aus: Warum ich? Warum muss ich die alten Muster auflösen? Warum sind die Anderen nicht ihre Probleme früher angegangen?


Sei es, weil man vielleicht selbst Eltern wird und den Schmerz auf einmal sieht und nicht mehr weitergeben möchte. Weil man auf einmal ein viel größeres, dickes, großes NEIN sieht, wo man vorher immer lieb mit einem Ja zugestimmt hat. Wenn einem plötzlich nicht mehr nach überspielter Freundlichkeit ist, weil es in einem etwas gibt, was schmerzt. Was tiefer liegt. Von dem man vielleicht weiß, dass unsere Eltern alle selbst mal Kinder waren. Dass sie auch Schmerz übertragen bekommen haben. Das auch sie Opfer ihrer Schatten sind. Und trotzdem gibt es vielleicht irgendwann diesen Schlüsselmoment, indem sich manches wie ein Übergriff anfühlt. In dem die Muster der eigenen Eltern, dem Enkelkind schaden oder uns selbst schon viel zu lange. Indem die Muster so schmerzen, dass sie nicht mehr aushaltbar sind. Einen Moment, indem vieles ins Sichtbare rückt und Schweigen keine Option mehr ist. Dann ist da dieser Moment, indem man es wirklich anders macht. Indem man sich den Mut nimmt und spricht. Die Konsequenzen aushält und sie respektiert, aber nicht fürchtet, weil man weiß, dass die gemeinsame Kommunikation entweder heilt oder alles zerbrechen lässt, was nie da war.


Denn was haben wir in Wirklichkeit für eine Familie oder Bindung, in der wir nur zum Schutz der Anderen existieren? Was ist es für eine Liebe, in der die gegenseitigen Grenzen missachtet werden oder gar nicht zur Sprache gebracht werden dürfen? Wo einem Strafe droht oder Familienausschluss.


SPRECHEN, REDEN, ANFANGEN

Es lohnt sich immer. DENN:

Was, wenn die Bindung tiefer wird? Die Liebe. Wenn es ehrlicher wird, aber zuerst schmerzt. Was, wenn es nachhaltiger und authentischer wird. Aufrichtiger. Mehr Liebe, mehr Verständnis füreinander. Was, wenn es zu einer Liebe führt, die sich beide schon immer gewünscht haben, aber sich nie trauten, weil sie ein Familiengeheimnis verstummt hat. Was, wenn wir annehmen können, dass Schatten eben dazugehören. Und doch jeder das Recht besitzt, sie ins Sichtbare zu holen und zu sagen: „Das fand ich nicht richtig. Dort habe ich mich sehr unwohl gefühlt.“ Wenn wir offen sind für die verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen unserer Geliebten. Wenn wir ihren Schmerz annehmen können, auch wenn wir etwas damit zu tun haben. Wenn wir ihn anerkennen und stehen lassen können und er auch eventuell nicht mit unserer Erinnerung übereinstimmt. Dann schaffen wir einen Raum voll Liebe und schlagen Wurzeln, auf denen man gemeinsam wachsen kann. Indem wir unser Ego beiseite lassen z.B „ein guter Vater oder eine gute Mutter“ sein zu wollen. In der wir unser Ego von Perfektion beiseite legen und sehen das es eben mehr Gefühle in der Palette des Lebens gibt als unsere eigenen. Das es viele Interpretationen von Erlebten gibt. Das Schmerz unterschiedlicher Natur ist und das er nicht immer in den selben Ereignissen entsteht.


Wenn wir nicht frei und offen darüber sprechen können, dann war es nie echt. Nie offen. Nie aufrichtig. Dann war es schon verloren. Die Beziehung. Die Bindung. Das Zusammensein. Und trotzdem sollten wir es versuchen. Auch für uns. Für unsere Werte. Unser Wachstum. Unseren Schmerz. Unsere Liebe zu uns und unseren Kindern.


Familie bedeutet auch mutig sein. Trauen. Wagen. Wirklich fragen. Nicht urteilen. Nicht verurteilen. Zuhören. Fragen. Konsequenzen tragen und weiter gehen. Entdecken, was Familie heißt. Neu Erfinden. Kein Bild in Stein meißeln. Schatten sind auch schön. Schatten sind auch Leben. Nur dürfen wir nicht wegsehen.

Anfangen ist immer schwer. „Es war schon immer so.“ „Es sollte nie verändert werden.“ "Wir machen das schon immer so.“ Und jetzt stürzt man dieses alte Mauerwerk um und fragt: Geht es auch anders?


SCHAM


Scham kann einen erdrücken. Lähmen. Denn Scham zeigt man in unserer Gesellschaft nicht. Scham gehört oft zu den vermeintlich negativen Gefühlen. Dabei ist Scham ein wichtiger Indikator unserer Seele, der darauf aufmerksam macht, dass wir uns unwohl fühlen. Das uns etwas bewegt. Doch mit Scham fühlt man sich oft schlecht, wertlos und einsam. Was könnten Andere denken? Man darf keine Schwäche zeigen. Man hat zu funktionieren. Die Scham, etwas falsch zu machen. Zu versagen. Dem eigenen Bild oder dem der Anderen nicht zu genügen. Scham, keine guten Eltern zu sein. Ja, man kann sich auch für die eigene Familie schämen. Für deren Eigenarten, Sünden, Werte, Verhaltensweisen, politischen Ansichten, Muster und und und. Man empfindet viel mehr Scham, zu dieser Familie zu gehören. Durch Geburtsrecht oder was auch immer.

Unsicherheit und emotionale Risiken sind unser Leben. Verletzlichkeit macht lebendig. Scham kann man nur auflösen, indem man darüber spricht. Dann verwandelt sich die Scham in Verletzlichkeit. Nur indem wir unsere Gefühle zur Scham offenbaren, können Andere uns helfen und sich in uns hinein fühlen. Eine Familie und damit auch eine Wahlfamilie sollte jede für uns peinliche Geschichte mit Empathie und Verständnis entgegennehmen. Denn jeder Mensch, der menschlich ist und das sind wir hoffentlich alle, hat peinliche Momente oder Geschichten erlebt. Das Gefühl der Scham ist das, was wir aus diesen Erlebnissen machen. Wir bewerten sie, indem wir uns isolieren und denken, wir wären die Einzigen, denen so etwas passiert ist. Scham kann man immer überwinden in der Verbindung zu anderen Menschen. So machen wir die Erfahrung, dass wir gar nicht alleine sind. Oft sollen wir von klein auf funktionieren und immer alles unter Kontrolle haben. Wenn man das versteht, dann kann man dem gezielt entgegenwirken und es auflösen. Scham zu zeigen ist Verletzlichkeit und Verletzlichkeit verbindet.

ÃœBERGRIFF

Was bedeutet Übergriff? Übergriffe finden an vielen Orten in sehr unterschiedlichen Kontexten statt. Eins haben sie gemein: Sie sind nie okay. Ich habe schon immer vieles als ungerecht empfunden und jetzt, wo ich eine Tochter habe, suche ich oft nach diesem Wort und ich spüre dessen Bedeutung noch mehr.


Per Definition ist ein Übergriff eine Handlung, mit der man die Rechte, den Kompetenzbereich eines anderen verletzt, bestimmte Grenzen überschreitet.


Übergriff kommt von Übergreifen. Eine Grenze übergreifen, einen Bereich betreten, der jemand anderen schadet oder verletzt. Übergriffe kann es auf vielen Ebenen, in unterschiedlichen Positionen geben. Es gibt Machtübergriffe. Geldübergriffe. Körperliche Übergriffe. Dabei geht es oft darum, dass man eine bestimmte Position, die oft mit Macht oder Autorität verbunden ist, ausnutzt. Eltern sein, Chef sein, körperlich überlegen sein. Es gibt eine Form von Abhängigkeitsverhältnis. Mir fallen viele Übergriffe ein. Ein Kleinkind hinter sich her schleifen, weil man selbst unbedingt zu einem Termin muss. Ein Kind küssen, obwohl es nicht möchte. In einen Kinderwagen herein greifen und ein fremdes oder bekanntes Baby anfassen. Kinder, nicht um Erlaubnis fragen, weil sie Kinder sind. Seinen Kindern ungefragte Ratschläge erteilen. Erwachsene Kinder, wie Neugeborene behandeln. Befehle erteilen. Strafen ausführen. Gewalt anwenden. Die eigene Macht ausnutzen. Die Stimme erheben. Ängste ignorieren. Über Gesagtes hinwegreden oder überhören.


Es gibt leider sehr, sehr viele Beispiele. Ich denke immer wieder an unsere Arbeit als Schwimmtrainer und an das Element Wasser als einen sehr großen unbekannten Raum. In diesem Raum wissen wir nicht, wie tief es ist, wie groß er ist, wo er endet oder beginnt. Ob wir wieder lebend herauskommen und was er mit uns macht. Trotzdem gehen wir als Kinder in diesen Raum voller Angst und Unbekannten. Unsere Erfahrung wird maßgeblich von den Menschen beeinflusst, die uns diesen Raum zeigen. Eine unserer wichtigsten Regeln ist: Ein Nein wird als eines gehört und akzeptiert. Wenn ich diese Worte ausspreche, gibt es sehr viele Kinder, die nicht wissen, was ich damit meine, bis es zu einem sogenannten „Angstmoment“ kommt. Einem Moment, indem ich überlegen bin, weil ich das Wasser kenne und der Erwachsene bin, der im Wasser stehen kann. Es geht z.b um tauchen. Ich könnte meine Autorität ausnutzen und das Kind, das Angst vor Tauchen hat, zwingen, etwas für mich hoch zu tauchen. In diesem Satz sind drei Fehler. Meine Autorität ausnutzen, das Kind zwingen und etwas für mich tun. Leider ist das für die meisten Kinder etwas völlig Normales. Dass über ihre Grenzen hinweg gegangen wird, um bestimmte Dinge der Eltern zu erreichen. Lernerfolge, Termine, Gefühle. Lernziele, die sie selbst nicht fühlen oder die Eltern gut fühlen lassen. Es erschüttert mich auch nach 10 Jahren Schwimmarbeit zutiefst, wie oft ich Kindern begegne, deren Grenzen missachtet werden und deren Nein übergangen wird. Sie erleben in unserem „Unterricht“ das erste Mal, dass ihr Gefühl eine Daseinsberechtigung hat. Dass sie gehört und geachtet werden. Ich erkläre ihnen, dass ich auch Angst vor Dingen habe. Dass ich auch nichts machen möchte, wo ich nicht zustimme. Es ist ein Verhältnis auf Augenhöhe.


Und ich weiß, wie viel Einfluss, meine Worte und Taten auf ihr späteres Leben haben. Es entscheidet sich, wie wir mit Konflikten umgehen, wie wir mit Mitmenschen umgehen, über unser Ausmaß an Empathie, über unsere Selbstliebe und unsere Verbindungen. Es entscheidet darüber, ob wir in Wahrheit mit unseren eigenen Gefühlen leben dürfen. Ob wir liebenswert sind, auch wenn wir NEIN sagen. Es entscheidet, ob wir uns anderen anvertrauen und unseren Eltern die Wahrheit sagen, wie es uns geht. Ein Kind ist ein Mensch und umgekehrt. Jeder Mensch ist ein Kind. Diese zwei Sätze sind lebenswichtig. Jedes Kind ist ein Mensch mit vollen Rechten. Sie sind kein Zubehör oder haben alte Muster wie „Manchmal muss man eben auch etwas tun, was man nicht will“ oder „manchmal muss man eben den A**** zusammenkneifen, damit man was erreicht“ für uns auszuführen. Sie dürfen gegen diese Muster sein und für ein anderes Miteinander. Und jeder Mensch, der uns begegnet, ist ein Kind. In jedem Menschen steckt dieses Kind. Was verletzt wurde, dem nicht zugehört wurde, das funktionieren musste. Und dabei kommt sehr viel Liebe hoch für die Menschen dieser Welt. Wenn man das sehen kann, kann man einfühlsamer voranschreiten. Man besinnt sich darauf, diesen Ort zu schaffen, wo Platz für Scham, Verletzlichkeit, Angst und Zweifel sind. Wenn es diesen Raum gibt, werden sich auch weniger Traumata durch unsere Generationen in Form von Schatten schleichen. Schattenarbeit ist jeden Tag.

WO MAN NEIN SAGEN DARF, DORT GIBT ES IMMER EIN EHRLICHES JA


Orte, an denen man bedingungslos und straffrei Nein sagen kann, sind Schutzräume. Sie schenken echte Geborgenheit. Dort, wo es keinen Tauschhandel gibt. Wenn du brav bist, gibt es dies. Denn dieser kleine Satz beinhaltet, wenn du dein eigenes Nein übergehst z.B in Form von Tauchängsten und deine Ängste unterdrückst, dann bekommst du Playmobil XY. Sprich es gibt eine Belohnung dafür, dass ich nicht ehrlich sage, was ich empfinde, was ich nicht machen möchte oder wovor ich Angst habe.

Noch dazu erhalte ich dafür eine Belohnung. Ich lerne also, es ist gut, nicht die Wahrheit über meine Gefühle zu sprechen. Das gibt es sehr, sehr viel in Familien. Ich weiß, es ist verdammt schwer, Eltern zu sein. Ein anderes Muster wäre: Könntest du dies oder jenes für mich tun und wenn du es nicht tust, gibt es irgendwo oder irgendwann eine heimliche Konsequenz, eine Strafe, dass du nicht in dem Rahmen funktioniert hast, wie es wollte. Das alles ist ein Beispiel für einen Ort von Familie und Beziehung, der kein klares NEIN akzeptiert. Ein NEIN darf nicht persönlich genommen werden, auch wenn es das sein kann. Liebe ist nicht an Bedingungen oder Leistungen geknüpft. Jeder Mensch IST geliebt. Ab dem Zeitpunkt der Geburt. Und zwar allein dafür, dass man ist. Man muss nichts tun, machen, erfüllen, ansammeln bis es man geliebt wird. Das zu wissen, ist wichtig.


Nein zu sagen, wenn die eigenen Grenzen ins Wanken geraten. Nein, zu sagen, wenn man sich nicht wohlfühlt. Nein auch zu Familie zu sagen. Und dabei ist das Nein dann doch oft ein viel größeres Ja. Ja zu tieferer Bindung, Liebe, Wachstum und Zusammensein. Wer Nein sagen kann, der kann viel leichter Ja sagen. Wo Nein akzeptiert wird, gibt es ein JA, das man gerne und mit vollem Herzen sagt. Ich wünsche uns den Mut für dieses Nein und dass wir daran wachsen können und nicht an Liebe verlieren, sondern gewinnen. Denn dazu sollten wir uns einladen.


geschrieben von Luise


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